Mit Pfingsten stand ein verlängertes Wochenende vor der Tür, das wir natürlich nicht zuhause verbringen konnten. Also befüllten wir die Flugpreissuche von Ryanair mit unseren Daten und kurze Zeit später spuckte diese Vilnius aus. Vilnius ist die Hauptstadt Litauens, einem der drei baltischen Staaten. Die Altstadt von Vilnius zählt zu den größten in Osteuropa und wurde zum UNESCO-Welterbe erklärt. Seit dem 01.01.2015 hat Litauen den Euro, das Preisniveau liegt aber noch deutlich unter dem westlichen. Genug Gründe, sich das „Rom des Ostens“ mit seinen über 50 Kirchen einmal genauer anzusehen.
Nach unserer Landung am recht übersichtlichen Flughafen Vilnius, der nur 7 km südlich von Vilnius liegt, brachte uns die Linie 88 für den angenehmen Preis von einem Euro direkt in die Altstadt von Litauen.
Artis Centrum Hotel
Kaum in der Altstadt angekommen, suchten wir unser Hotel auf. Über booking.com haben wir das zentral in der Altstadt liegende 4-Sterne-Hotel Artis Centrum Hotels gebucht, von dem wir alle wichtigen Sehenswürdigkeiten gut fußläufig erreichen konnten. Die Einrichtung des Hotelzimmers erinnerte uns ein wenig an den Stil der Sowjetunion und hatte einen gewissen Charme.
Kathedrale St. Stanislaus
Nachdem wir unser Hotelzimmer bezogen hatten, starteten wir noch einen kleinen Abendspaziergang. Erstes Ziel war die Kathedrale St. Stanislaus, die sich in unmittelbarer Nähe unseres Hotels befand. Die Kathedrale im klassizistischen Stil ist eines der Wahrzeichen von Vilnius und daher ein Pflichtbesuch.
Altstadt
Anschließend spazierten wir bis zum Einbruch der Dunkelheit durch die Gassen und über die Plätze der Altstadt. Da an diesem Abend der Eurovision Song Contest lief, wurde vor und in sämtlichen Bars gespannt auf die Fernseher gestarrt. Die Litauer stehen wohl sehr auf diesen Wettbewerb, so wurde in der ganzen Stadt ausgelassen getrunken und gefeiert.
Allzu lang wurde der Abend dann aber für uns nicht, erschöpft von der Reise suchten wir nach ein paar litauischen Bieren unser Hotel auf.
Ein Rundweg durch Vilnius
Für den nächsten Tag haben wir uns einen Rundweg im Lonely Planet Reiseführer für Estland, Lettland, Litauen herausgesucht und diesen etwas an unsere Bedürfnisse angepasst. Die Route der wir anschließend durch Vilnius folgten war ca. 10 km lang und führte uns durch die Altstadt und am Fluß Neris entlang.
WE RUN VLN
Als wir nach dem ausgiebigem und echt leckerem Frühstücksbuffet unser Hotel verließen, erwartete uns erstmal eine Überraschung. Wir hatten wieder einmal das beste Timing, denn an diesem Sonntag fand die Veranstaltung "We Run Vilnius" statt, ein Marathon quer durch die Altstadt von Vilnius. Wegen der vielen Absperrungen nervte uns der Marathon anfangs ein wenig, nach kurzer Zeit stellte sich aber heraus, dass er auch seine Vorteile hat. So war fast die komplette Altstadt an diesem Tag autofrei und die daraus resultierende Stille sehr entspannend.
Gediminas-Turm
Nachdem wir uns durch die Zuschauermassen auf dem Kathedralenplatz gekämpft hatten, bestiegen wir erst den Gediminas-Berg und auf dessen Gipfel dann den Gediminas-Turm. Bei uns würde eine solche Erhebung vermutlich nicht einmal als Hügel durchgehen, aber im sonst sehr flachen Vilnius darf man so etwas wohl auch mal als Berg bezeichen.
Einmal oben angekommen hat man eine phänomenale Aussicht auf Vilnius. Wenn ihr nach Vilnius reist, dann sollte ein Besuch des Gediminas-Turm auf der ersten Position eurer ToDo-Liste stehen!
St. Anne und Bernhardine
Weiter ging es durch die engen Gassen der Altstadt von Vilnius, bis wir eine der bedeutendsten der über 50 Kirchen in Vilnius erreichten, die St. Anne und Bernhardine Kirche. Die Kirche ist ein seltenes Beispiel der Gotik in Litauen und gehört seit 1994 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Wie die Kathedrale von Vilnius und viele andere baltische Kirchen hat auch die St. Anne Kirche einen freistehenden Glockenturm. Der Innenraum der Kirche war leider etwas enttäuschend, aber die Fassade fanden wir sehr interessant.
Murrr Cafe
Auf halber Strecke unserer Route machten wir einen Zwischenstop im Murrr Cafe, dem ersten Katzencafé in Litauen. Wir kannten Katzencafés vorher nur aus Japan und waren überrascht, ein solches nun auch in Europa zu finden. Das Katzencafé zählt insgesamt neun Katzen, von denen sich aber nur sechs im Café aufhielten, die restlichen waren in einem abgetrennten Bereich der von Kunden nicht betreten werden darf. Die sechs Katzen im Café lagen entspannt überall im Raum rum und warteten nur darauf, gestreichelt zu werden. Wir stärkten uns mit einem ziemlich leckeren Stück Schokoladenkuchen und ein paar Latte Macchiatos später verließen wir das Café wieder und folgten weiter unserer Route durch Vilnius.
Heißluftballons
Wie an jedem Abend starteten auch heute ein Dutzend Heißluftballons auf ihren Aussichtsflug über Vilnius. Die Heißluftballonfahrten über Vilnius sind nicht sonderlich teuer und wenn wir etwas mehr Zeit gehabt hätten, hätten wir wohl auch an einer Fahrt teilgenommen.
Būsi Trečias
Das Ende unserer Tour markierte den an eine Craft-Beer-Brauerei angeschlossenen Pub Būsi Trečias, in der wir köstliches Rumsteak mit Pilzen und Kartoffeln aßen und uns durch die zahlreichen Craft-Beere probierten. Das Būsi Trečias ist ein sehr gemütlicher Pub mit gutem Essen und hervorragendem Bier, einen Besuch kann ich euch sehr empfehlen! Glücklicherweise befand sich die Brauerei in unmittelbarer Nähe unseres Hotels, so dass wir anschließend direkt in unsere Betten fallen konnten.
Universität
Am nächsten Morgen war unser erstes Ziel die Universität von Vilnius. Dem Rundgang durch die 13 Höfe der Universität habe ich einen eigenen Blogpost gewidmet, den ihr hier nachlesen könnt: nightsi.de/vilnius-universitaet.
Trakai
Zur Mittagszeit fuhren wir dann mit dem Zug in die 28 km entfernte Stadt Trakai um dort die berühmte Wasserburg zu besuchen. Auch dazu habe ich einen gesonderten Artikel geschrieben: nightsi.de/trakai-reisebericht.
Fernsehturm
Nach unser Rückkehr aus Trakai fuhren wir mit einem Trolleybus durch die Vororte von Vilnius zum Fernsehturm. Die Vororte von Vilnius sind das komplette Gegenteil der Altstadt, überall sind alte und heruntergekommene Plattenbauten aus Sowjetzeiten zu finden. Auch der Fernsehturm befindet sich in so einem Plattenbau-Viertel. Am 13. Januar 1991 starben vierzehn Jugendliche am Fernsehturm, die bei Demonstrationen für die Freiheit und Unabhängigkeit Litauens von sowjetischen Panzern überrollt wurden.
In der Aussichtsplattform des Fernsehturms befindet sich ein 360-Grad-Restaurant, in dem wir während des Sonnenuntergangs dinierten. Von der Aussichtsplattform hat man eine schöne Aussicht auf Vilnius und die nähere Umgebung. Das Restaurant ist (für litauische Verhältnisse) recht teuer und nun auch nicht das Beste, aber alleine um Vilnius mal von seiner anderen Seite zu sehen, solltet ihr einen Ausflug zum Fernsehturm wagen.
Republik Užupis
Den Morgen unseres letzten Tages in Vilnius nutzten wir für einen Ausflug in die Republik Užupis. Überall in dem Viertel findet man Kunstgalerien, Workshops und Hipster-Cafés. Die Künstler des Künstlerviertels riefen als Kunstaktion die unabhängige Republik Užupis aus, die über eine Verfassung, eine Flagge und einen Präsidenten verfügt. Die zwölf Mann starke Armee wurde wieder aufgelöst, weil niemand Angst vor der Republik hatte. Das Parlamentsgebäude ist das Café Užupio Kavinė, auf dessen Terasse wir entspannt einen Kaffee schlürften.
Bernadine Park
Den Abschluss markierte ein Spaziergang durch den großen und sehr gepflegten Bernadine Park.
Fazit
Von Vilnius waren wir wirklich positiv überrascht, die Altstadt ist wirklich riesig und vermittelt einem den Eindruck, in einer mitteleuropäischen Stadt unterwegs zu sein. Mit seinen über 50 Kirchen und zahllosen Jugendstil-Gebäuden hat die Stadt auch architektonisch einiges zu bieten. Außerdem ist Vilnius nicht von Touristen überflutet und außerordentlich preisgünstig. Wenn ihr einen entspannten und günstigen Städtetrip unternehmen wollt, dann ist Vilnius die richtige Wahl.
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